Neulich, bei uns zu Hause. Ein ganz normaler Nachmittag. Meine Tochter fragt mich, ob ich mit ihr Bohnanza spiele. „Klar, warum nicht. Ich muss nur noch schnell die Küche fertig aufräumen. Bereite du doch schonmal alles vor, dann komme ich gleich.“
So der Plan.
Als ich das letzte Geschirr in die Spülmaschine räume und den Tab in sein Fach lege, bemerke ich den überquellenden Mülleimer. Gut, den kann ich kurz noch leeren. Ich also mit dem Müllbeutel in den Keller. Auf der Treppe rutsche ich beinahe auf den Socken meines Sohnes aus. Hier liegen sowieso mal wieder alle möglichen Kleidungsstücke. Na gut, ich befördere sie mit dem linken und rechten Fuß im Wechsel nach unten und stapfe selbst hinterher. Unten angekommen sortiere ich sie schnell in die entsprechenden Wäschekörbe. Der für die Buntwäsche ist schon voll. Die Kinder haben bestimmt bald „schon wieder keine Hose mehr im Schrank, Mama!!“. Jetzt, da ich schonmal hier bin, kann ich die Maschine auch gleich anschmeißen.
In der Hosentasche meines Mannes entdecke ich einen USB-Stick. Natürlich unbeschriftet. Zum Glück ist mein Büro direkt neben der Waschmaschine im Keller, da kann ich kurz den PC hochfahren und nachsehen.
Waschmaschine an, die Trommel dreht sich. Wunderbar. Einfach toll, wenn die Maschinen für mich arbeiten!
Ach ja, der Müll. Schnell nach draußen zur Tonne und rein damit. Da fällt mir auf, dass in der Biotonne jede Menge Ameisen krabbeln. Organisiert wie ich bin, steht die Tonerde direkt daneben. Die soll man eigentlich auf den Boden der Tonne streuen, aber oben auf den Abfall drauf geht bestimmt auch. Zum Glück ist bald eh Müllabfuhr. Deckel zu, Ameisen ade. Beim Umdrehen fällt mein Blick auf die Papiertonne. Die ist auch schon ganz schön voll. Und wird erst in 3 Wochen abgeholt. Ich werde den Inhalt pressen müssen. Zum Glück steht die Leiter ganz in der Nähe. Ich sag’s ja: gute Organisation ist alles! Ich also auf die Leiter, in die Tonne und – hüpf, hüpf, hüpf – Fall erledigt. Jetzt ist wieder jede Menge Platz. Und ich hatte eine extra Portion Sport. Besser geht’s doch nicht.
Der Weg zurück führt wieder durch mein Büro. Warum ist denn der Computer an? Ach ja, der Stick. Das prüfe ich jetzt noch kurz. Wo sind eigentlich die Aufkleber? Wenn ich ihn nicht gleich beschrifte, vergesse ich den Inhalt bestimmt wieder. Ich krame in meinen Schubladen und in dem Papierstapel auf meinem Schreibtisch. Dabei finde ich eine Arztrechnung. Mist, kein Haken drauf. Habe ich die etwa übersehen? Schnell nochmal ins Online-Banking, der PC ist ja zum Glück noch an. Für die Überweisung brauche ich allerdings mein Handy und das liegt natürlich nicht griffbereit. Vielleicht bin ich doch nicht so gut organisiert? Aber was soll ich lange suchen, ich kann es ja einfach mit dem Festnetz anrufen. Nein! Moment, da war doch was! Das Festnetztelefon spinnt seit einigen Tagen. Da wollte ich mich längst drum kümmern. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass der Laden noch 45 Minuten geöffnet hat. Wenn ich gleich losfahre… „Maaaaaamaaaaa!“ ertönt das laute, ungeduldige Rufen meiner Tochter.
Mist, Mist, Mist! „Schatz, wir spielen später. Jetzt fahren wir ganz schnell in die Stadt und kaufen ein neues Telefon!“
Wie der Abend endet, könnt ihr euch vielleicht denken: meine Tochter findet die Idee mit dem neuen Telefon gar nicht lustig und protestiert lauthals. Da ich sie nicht einfach allein zu Hause lassen möchte – und in diesem Zustand schon gar nicht – verzögert sich alles und der Laden hat bereits geschlossen, als wir ankommen.
Zum Trost kaufe ich ihr ein Eis (die Italiener arbeiten noch) und wir fahren wieder heim. Zeit fürs Abendessen. Immerhin spielen wir im Anschluss mit den Jungs 4 Runden Bohnanza, alle gehen später ins Bett und ich gleich mit. Dann habe ich heute eben mal nicht alles erledigt. Morgen ist auch noch ein Tag. Und das Beste ist: das dreckige Geschirr und alle anderen Aufgaben warten ganz geduldig auf mich. Nichts läuft weg.
Beim nächsten Mal werde ich gleich alles stehen und liegen lassen und mit meinen Kindern spielen. (Zumindest nehme ich mir das fest vor, man braucht ja schließlich Visionen und Ziele.) Denn sie werden irgendwann weglaufen und nicht geduldig auf mich warten.


Hinterlasse einen Kommentar